Maurer war sichtlich zufrieden. Kauend stand er
am Tresen und betrachtete sein Werk. Drei Briefklappen, nebeneinander
angebracht. Er hatte viel Mühe darauf verwandt, sie so anzuordnen, dass die
unterschiedliche Größe der Klappen das Gesamtbild nicht beeinträchtigten würde.
Die Öffnung für große Geheimnisse erinnerte entfernt an eine Katzenklappe,
wobei Katzen dieser Größenordnung wohl eher in Wildparks anzutreffen wären. Er
hatte sie mittig eingepasst. Die mittlere Klappe, durch die bequem ein
Ziegelstein passte, steckte von innen gesehen rechts daneben, während die briefschlitzdicke
für die kleinen Geheimnisse links daneben angebracht war. Die oberen Abschlüsse
bildeten eine penibel waagerecht ausgerichtete Linie. Der Edelstahlrahmen, der
das gesamte Ensemble von außen sichtbar zusammenhielt, verlieh ihm zuätzliche
Seriosität. Maurer konnte wirklich stolz sein auf seine Arbeit. Die zugemauerte
Tür mit den einladenden Briefklappen sah genauso aus, wie ich sie mir gewünscht
hatte. Mit dem Schild des Graveurs würde sie perfekt sein. Ich beobachtete
Maurer durch das Schulstraßenfenster und fragte mich, was wohl in seinem Kopf
vorging.
“Ich hoffe, sie versprechen sich nicht zuviel
davon”, sagte er, als ich mit meinem Karton voller Einkäufe durch die Hintertür
wankte.
“Nicht weniger als eine Welt”, antwortete ich.
“Eine Welt?”
“Ja, eine Welt. Selbstverwirklichung war früher.
Jetzt gilt es, eine Welt zu verwirklichen.”
“Eine Welt? In Frauenend?”
Er bedachte mich mit einem
“Sind-Sie-sich-im-Klaren-wo-Sie-hier-gelandet-sind”-Blick und stellte das Kauen
ein.
Auf dem Tresen lag wieder eine aufgerissene
Gebäcktüte, darauf eine Zimtschnecke. Maurer musste entweder über eine
nahegelegene Quelle oder einen Nachschublieferanten verfügen. Oder er
hatte mir seine Lieblingsstücke vorenthalten beim ersten gemeinsamen Frühstück.
Oder aber er wusste mehr über mich als mir lieb sein konnte. Hätte ich es
gewusst – Zimtschnecken wären ganz oben auf der Liste der Dinge gewesen, die
ich in verlorenen zwölf Jahren vermisst hätte. Bevor ich fragen konnte,
registrierte er meinen Blick. “Die ist für Sie”, erklärte er.
Ich versuchte es mit gespielter Unbekümmertheit:
“Wie kommt’s?”
“Zimt ist was für Mädchen.”
gute idee - eine welt verwirklichungsworkshop in immekeppel - wir arbeiten dran ;)
AntwortenLöschenin Immekeppel? ich dachte eher, wir machen das demnächst mal wieder hier. :-)
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