Delgardo
schloss die Wohnwagentür hinter sich. Drinnen war die Luft stickig und
verbraucht, trotz der aufsteigenden Kälte. Er setzte sich an den kleinen Tisch
neben der Kochnische und goß sich ein Glas Grappa ein. Dann nahm er die Papiere
zur Hand, die ordentlich gestapelt an der Seite lagen. Rechnungen, die bezahlt
werden mussten. Dokumente vom Veterinäramt, Versicherungspolicen. Wie oft hatte
er überlegt, ob er die Lebensversicherung aufkündigen sollte. Mit dem Geld
könnten sie einen ganzen Winter überleben. Aber was käme dann? Er schob die
Papiere zur Seite und drehte das Glas zwischen seinen Händen. „Deine
Wermutstropfen“ hatte Maria sein abendliches Glas Grappa immer genannt. Dabei
mochte er keinen Wermut. Dass sie „Wehmut“ gemeint hatte, war ihm erst klar
geworden, als sie ihn längst verlassen hatte. „Du hast keine Zukunft,
Marcello“, hatte sie geklagt. „weil du keine Zukunft haben willst.“
aus: Noah. Kurzgeschichte. März 2013
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